Hotspots der Biodiversität

Streuobstwiesen bzw. Obstgärten zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas.
Bei entsprechender Pflege und Bewirtschaftung sind diese extensiv genutzten (und dennoch hochproduktiven) Dauerkulturen regelrechte Hotspots der Biodiversität – vor allem dann, wenn sich dort auch alte Obstbäume mit entsprechend hohem Totholzanteil finden.

Streuobstwiesen werden höchstens zweimal im Jahr gemäht (oder beweidet) und nicht bzw. kaum mit Mist oder Gülle gedüngt.
Die Artenvielfalt ist hier so groß, weil sie in sich die Eigenschaften lichter Wälder mit denen blühender Wiesen vereinen. Ein einziger Quadratmeter Obstwiese kann jährlich bis zu 8000 Insekten und andere Kleintiere hervorbringen – wertvolles Futter für zahlreiche Kleinsäuger und Vögel.

In einer naturnahen Obstbaumkultur ist ein Gifteinsatz nicht nötig, denn etliche Nützlinge halten die Schädlinge in Schach.
Die natürlichen Gegenspieler gefräßiger Insekten sind nicht nur die Vögel, sondern auch Schlupfwespen, Schwebfliegen- oder Marienkäferlarven. Letztere zum Beispiel fressen in ihrem letzten Larvenstadium täglich bis zu 100 Blattläuse pro Exemplar. Die Larve der Florfliege („Blattlauslöwe“) vertilgt immerhin 50 und die Blumenwanze sogar bis zu 100 Spinnmilben pro Tag.

Auch Fledermäuse, Igel, Erdkröte, Grasfrosch und Blindschleiche haben einen unstillbaren Appetit auf Insekten. Größere Schädlinge wie die Wühlmaus werden von Waldkauz, Fuchs, Mader und Mauswiesel dezimiert. Kurz: Die Biodiversität der Streuobstwiese schafft ein relatives Gleichgewicht aus Nützlingen und Schädlingen.

Lebensraum Obstbaum

Von der Wurzel bis zur Krone bieten Obstbäume vielfältigen Lebensraum für Insekten, Schmetterlinge, Säugetiere und Vögel, wobei jede Obstart aufgrund arteigener Eigenschaften spezifische Lebensraumqualitäten bietet. Die arttypische Form eines Baumes spielt dabei ebenso eine Rolle wie Rinde, Blütezeit, Fruchtreife und sein Alter.

Viele spezialisierte, seltene und gefährdete Arten finden in den Rinden, Hohlräumen und Spalten alter Exemplare rar gewordenen Lebensraum. Rar, weil Bäume heute meist schon ersetzt, bzw. gerodet werden, ehe sie sich für den Höhlenbau eignen.

Aus ökologischer Sicht sollten mindestens fünf, besser zehn Prozent der Bäume einer Streuobstwiese alte Bäume sein – auch, wenn diese kaum noch Ertrag bringen.
Lässt man Altbäume und Baumstümpfe bewusst stehen, lockt das Steinkauz, Specht, Wiedehopf, Garten- & Siebenschläfer, Fledermaus und viele andere Tiere an. In einem buntgemischten Obstgarten finden sie Unterschlupf, Nistmöglichkeiten und ein breites Nahrungsangebot – beste Voraussetzungen für einen präventiven Pflanzenschutz, der nahezu kostenlos ist.

Vielfalt fördert Vielfalt

Obstbaumblüten spenden Nektar und Pollen und sind somit eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten.

Je bunter die Zusammensetzung der Arten und Sorten im Obstgarten, desto länger und auch intensiver gestaltet sich die Blüte. Integriert man auch Wildobst – beispielsweise Hasel, Schlehe, oder Weißdorn – lässt sich Blüte- und Erntezeit über einen langen Zeitraum strecken.

Nicht nur Menschen, sondern auch Wild- oder Nutztiere finden in einem vielfältigen, naturnahen Obstgarten über einen langen Zeitraum – bis in den Winter hinein – Nahrung.