Permakultur

Kurzfristige Profitmaximierung, mangelnder Weitblick und fehlende Auseinandersetzung mit naturräumlichen Gegebenheiten, Wasserhaushalt und Naturprozessen haben unsere Kulturlandschaften degradiert. Schon jetzt offenbart die Klimakrise schonungslos die Schwächen unserer Umgestaltung der Natur. Probleme wie Dürre, Überschwemmungen, Bodenerrosion oder der Verlust von Biodiversität verlangen nach einer umfangreichen Reaktion.

Einen Lösungsansatz bieten die systemischen Konzepte der Permakultur: Hier ist der Mensch nicht Schädling und Zerstörer, sondern Nützling und Gestalter, der mit der Natur, anstatt gegen sie arbeitet. Ziel ist es, Flächen – egal ob klein oder groß – so auszustatten, dass sie dauerhaft fruchtbar und somit produktiv sein können.

Die treibende Kraft dahinter sind natürliche, regenerative Prozesse. Damit diese optimal ablaufen bzw. sich nutzbringend entfalten können, braucht es ein Flächenmanagement, das das natürliche Potential der konkreten Fläche fördert – und zwar über den Weg der Bewirtschaftung.

KulturlandschAFT OHNE NATUR?

Oft werden Natur und Kultur getrennt voneinander betrachtet: Auf der einen Seite steht ein selektiver, konservierender Naturschutz – mit ausgewiesenen Räumen für Flora und Fauna – und auf der anderen die Interessen einer Ökonomie, die erhebliche Substanzverluste in Kauf nimmt, um den monetären Gewinn zu maximieren.

Im Sinne eines „erhaltenden“, bzw. „defensiven“ Naturschutzes werden vereinzelte Flächen aus der Produktion genommen, die „wild“ sein dürfen – in Österreich beispielsweise nehmen Nationalparks 3 % der Staatsfläche ein.
Hier soll die Natur gegen vermeintlich destruktive Kräfte von außen (Bewirtschaftung, Neobioten, Menschen allgemein) abgeschirmt werden. Erfahrungsgemäß ist das allerdings nur äußerst schwer bzw. kostspielig zu bewerkstelligen – eine Sisyphos-Aufgabe mit äußerst beschränktem Wirkungsgrad, wie wir heute wissen. Dieser Zugang zum Umweltschutz greift jedenfalls zu kurz und schafft Unvereinbarkeiten, die es so gar nicht geben müsste.

Letztlich stehen wenige, kleine Flecken (vermeintlich) konservierter Natur ungleich größeren Monokulturen – Ausdruck der Verarmung des Naturhaushaltes – gegenüber. Sie haben keine Biodiversität vorzuweisen und auch keine stabilisierende Wirkung auf die Kulturlandschaft.
Auf diesen Flächen finden wir lediglich eine Hauptkultur, die mit Chemie gegen Schädlinge verteidigt und mit Mineraldünger ernährt werden muss. Biodiversitätsverlust, Erosion und Bodendegradation sind die logische Folge.

Es ist naiv, davon auszugehen, dass die Natur in Reservaten erhalten werden kann, wenn in der wesentlich größeren Kulturlandschaft rundherum keine Natur mehr stattfinden darf. Was aber, wenn wir anstatt weniger ausgewiesener Naturschutzflächen – die es unbedingt auch braucht! – Produktionsflächen voller Natur hätten?

Die Reparatur der Zukunft

Tatsächlich lässt sich eine Reparatur des Naturhaushaltes enorm beschleunigen, wenn man sich nicht auf die Tätigkeit der Natur allein verlässt, sondern diese mit gezielten Maßnahmen unterstützt. 

Was unter natürlichen Bedingungen viele Menschengenerationen dauern würde, kann man mittels vorausschauender Planung und entsprechenden Maßnahmen binnen weniger Jahre erreichen. Das gilt vor allem für vom Menschen degradierte Flächen ohne Struktur und Vielfalt.

Überließe man ausgebeutete, erodierte Böden sich selbst, würde die Natur diese mittels Sukzession nach und nach wiederbeleben. Allerdings würde das viel Zeit in Anspruch nehmen, auch deshalb, weil wesentliche Akteure (z.B. Bodenpilze, Wildpflanzen, Vögel usw.) fehlen und erst wieder einwandern müssen.
Wesentlich rascher kann eine solche Wiederbesiedelung, bzw. eine Reparatur der Landschaft gelingen, wenn der Mensch das seine dazu beiträgt, sie zu befördern.

Mit gezielten, teilweise einfachsten Mitteln – in erster Linie mit einer standorttauglichen, vielfältigen Bepflanzung und konsequenter Bodenpflege – lässt sich der Motor der Natur anwerfen. Ist dieser einmal in Fahrt gekommen, ergibt bzw. regelt sich vieles auch wieder „wie von selbst“.

Bei umsichtiger Gestaltung und Pflege halten Nützlinge die Schädlinge in Schach, zirkulieren Nährstoffe im System, wird dauerhafte Fruchtbarkeit möglich.
Was es braucht, damit das gelingen kann: Offenheit, Auseinandersetzung, die Bereitschaft Konventionen zu überwinden und von ausgetretenen Pfaden abzuweichen.